Beyond The Roots LARGE ENSEMBLE
Annette Maye - Klarinette
Hindol Deb - Sitar
Kioomars Musayyebi - Santur
Bassem Hawar - Djoze
Albrecht Maurer - Violine, Fidel, Rebec
Golnar Shahyar - Vocal
Kerstin de Witt - Blockflöte
Eva Zöllner - Akkordeon
Anil Eraslan - Cello
Antonis Anissegos - Piano
Mahan Miralab - Gitarre
Carl Ludwig Hübsch - Tuba
Shiau-Shiuan Hung - Perkussion
Rie Watanabe - Perkussion
Beyond The Roots Large Ensemble, ein neuer Klangkörper mit erweitertem Instrumentarium. Auf der Suche nach Neuer Musik, die sowohl den Reichtum transkultureller Musik als auch historisch gewachsener Musik einbezieht. Das Beyond The Roots Large Ensemble spielt eine aktuelle Musik, in der Klangfarben des Orients, des fernen Ostens und der abendländischen Kunstmusik verschmelzen. Wichtige verbindende Elemente sind Kompositionstechniken der Neuen Musik und die Eigensprachlichkeit der Improvisation mit all ihren Mischformen. Die Wandlungsfähigkeit und Flexibilität des Klangs stehen genau so im Mittelpunkt wie die Transformation von den Wurzeln hin zu einer neuen globalen Musik. Der Ursprung, das Kollektiv.
Die Leitung des Orchesters werden in 2024 Albrecht Maurer und Annette Maye übernehmen. Im Frühjahr 2025 sollen die Wiener Sängerin Golnar Shahyar und der Wiener Gitarrist Mahan Mirarab eine Projektphase gestalten. Seit vielen Jahren sind Albrecht Maurer, Golnar Shahyar, Mahan Mirarab und Annette Maye im Spannungsfeld unterschiedlichster musikalischer Genres aktiv. Sie komponieren für verschiedene Ensembles und treten als Spieler*Innen im Jazz, der Improvisierten Musik, der Neuen Musik und der Alten Musik international in Erscheinung. Sie sammelten Erfahrung in der Komposition für die spezifischen Instrumente des Large Ensembles. Ihre Aufgabe ist es, neue Kompositionen zu schreiben, die die Stärken der Spieler herausstellen, die Begegnung und Improvisation organisieren und einen faszinierenden Gesamtklang erzeugen.
Die Kunst hat in der Gesellschaft die Aufgabe, bestehende Verhältnisse abzubilden und neue zu denken. Beiden Aufgaben kommt das Beyond the Roots LARGE ENSEMBLE nach, denn sie zeigen die moderne deutsche Gesellschaft, die pluralistisch und multikulturell ist, und zeigen neue Wege auf, wie man diese Diversität für den kulturellen und künstlerischen Fortschritt nutzen kann. Das Potenzial transkultureller Ensembles steckt einerseits in der konkreten Möglichkeit, durch Austausch wirklich neue künstlerische Erkenntnisse zu gewinnen, die sich in neuer Kunst, neuer Musik zeigen. Andererseits wirkt transkulturelle Arbeit immer auch auf der Metaebene. Kulturelle Teilhabe, mediale Sichtbarkeit und öffentliche gleichberechtigte künstlerische Zusammenarbeit von Musiker:innen unterschiedlicher Kulturen sind wichtige Bausteine für eine moderne Demokratie. Unterschiede nicht nur auszuhalten, sondern kreativ zu nutzen, und zwar durch Kommunikation und Zusammenarbeit, sind für Kulturschaffende wichtige Zeichen an eine Gesellschaft, die immer komplexer wird. Eine Musik, in der unterschiedlichste Einflüsse auszumachen sind, und die trotzdem als Einheit funktioniert, ist aus musikalischer und gesellschaftlicher Perspektive wertvoll und zukunftsweisend.
Fotos von der Premiere am 24. Mai im Alten Pfandhaus Köln
von Bernd Wendt
Kurzbiografien
Albrecht Maurer studierte von 1980 - 1986 Violine an der Hochschule für Musik & Tanz und betrieb kompositorische Studien bei Klarenz Barlow und Johannes Fritsch. Albrecht Maurer ist als Spieler und Komponist auf zahlreichen Tonträgern und einer Vielzahl von Rundfunkaufnahmen zu hören. Er machte Konzertreisen in die USA, Kanada, Nordafrika, China und ganz Europa. Albrecht Maurer ist Mitglied des Pariser Ensembles Dialogos, von Candens Lilium, des Trios Fantasm und Teil der Duos mit Kerstin de Witt, Norbert Rodenkirchen, Bassem Hawar und Theo Jörgensmann. Seine eigene Musik ist sowohl Neue Musik als auch Transkulturelle Musik, mit Einflüssen sowohl aus dem Jazz, als auch aus der Alten Musik. In seinen Arbeiten integriert er die ganzheitliche Improvisation, die sich von notiertem Material löst und in neue Sphären reist. Albrecht Maurer kuratiert die Konzertreihe Chamber Remix Cologne.
Die Klarinettistin Annette Maye befasst sich mit Weltmusik, Improvisation und Jazz. 1999 schloss sie ihr Studium in Osteuropäischer Geschichte/Musikwissenschaft/Slawistik an der Universität Freiburg ab und studierte von 2001-2005 Jazz-Klarinette bei Claudio Puntin und Frank Gratkowski an der Hochschule für Musik Köln. 2004/05 verbrachte sie 7 Monate als ERASMUS-Stipendiatin am Conservatoire National in Paris. Sie hat 20 CD-Veröffentlichungen u.a. mit Ensemble FisFüz und Duo Doyna. Konzerte (Goethe Institut) in Europa, Nahost, Afrika, Indien, Japan, China, Südkorea und USA. Festivalauftritte in ganz Europa u.a. mit internationalen Künstlern: WDR BigBand, Tonkünstlerorchester Niederösterreich, HR-Bigband, Gianluigi Trovesi, Jean-Louis Matinier, Günther Albers, Robert Wilson, Arkady Shilkloper. Seit 2013 ist sie die Künstlerische Leiterin des Multiphonics Festival.
Kioomars Musayyebi wurde im Jahr 1977 in Teheran geboren. Beim bedeutenden Santurmeister Faramarz Payevar lernte er das Santurspielen. Vom Filmkomponisten Farhad Fakhredini wurde er in Musiktheorie und Komposition unterrichtet. 2010 erlangte er den Bachelorgrad im Fach Instrumental Musik an der Teheran University of Art. Viele Jahre lang war er als Santurspieler und Komponist in mehreren iranischen Musikgruppen tätig, mit diversen Konzertauftritten im Iran und im Ausland, unter anderem beim Fadjr Festival in Teheran in den Jahren 1992, 1994 und 1995. Von 2013 bis 2015 absolvierte Kioomars Musayyebi an der Universität Hildesheim sein Masterstudium im Fach „Musik.Welt – kulturelle Diversität in der musikalischen Bildung“. Zeitgleich arbeitete er als Dozent für Santur am Center for World Music. (CWM)
Bassem Hawar studierte am Konservatorium in Bagdad Djoze und spielte danach in verschieden Ensembles sowie dem staatl. Sinfonieorchester. Bassem lebt seit 12 Jahren in Deutschland. Mit Saad Thamir gründete er Lagash, Ahoar und Sidare. Er gibt Konzerte in zahlreichen europäischen und einigen asiatischen Ländern. Er ist Preisträger von Creole NRW und dem Bundeswettbewerb des Weltmusikpreises. Bassem spielt aktuell in zahlreichen Gruppen unterschiedlichster Musikrichtungen von klassisch irakischem Maqam (Duo Melodic, Mesopotamiens) über europäische mittelalterliche Musik (Sanstierce, La Beltatz) bis hin zu Flamenco (Trio Ziryab), neuer Musik und experimentellem Jazz (Crossover Bagdad Köln). Auch bei solistischen Auftritten in verschiedenen Projektensembles kann man seine Virtuosität bewundern.
Hindol Deb zunächst von seinem Vater Sri Panchanan Sardar und später von Pandit Santosh Bannerji ausgebildet. Sein tiefes Interesse am Lernen und Komponieren für westliche Instrumente führte dazu, dass er einen Master in Jazz-Improvisation an der Hochschule für Musik in Köln absolvierte. Im Jahr 2012 wurde Hindol von der Carnegie Hall zu einem Musikaustauschprogramm eingeladen, um mit ihren Alumni-Musikern zusammenzuarbeiten. Als engagierter Lehrer leitet Hindol Sitar-Unterricht und Workshops zu indischer klassischer Musik, Improvisation, Interpretation indischer Musik im westlichen Musikkontext. Er leitete Workshops an der HfMT Köln, der Popakademie Mannheim, der Arvika, Karlstad und der Universität Lund in Schweden. Seit 2017 lehrt Hindol indische Musik an der Popakademie Mannheim.
Kerstin de Witt begeistert als Mitglied dreier Ensembles und als Solistin ihr Publikum. Mit ihrem Schwerpunkt im Bereich der Alten und zeitgenössischen Musik, gibt sie der Blockflöte ein lebendiges und innovatives Profil. Zahlreiche CD- und Rundfunkaufnahmen zeigen ihr musikalisches Spektrum. Inspirationen bekam sie, unter vielen anderen, von ihren Lehrern Prof. Kees Boeke und Prof. Peter Holtslag. Ihr leidenschaftlicher Umgang mit dem Instrument und der Musik ist preisgekrönt. Auszeichnungen wie der Kulturpreis des Landkreises Emsland, der Sonderpreis für die beste Interpretation der Auftragskomposition beim internationalen Blockflötenwettbewerb in Calw und das Masefield-Stipendium der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. Hamburg dokumentieren ihren künstlerischen Erfolg. Seit dem Wintersemester 2019 ist sie Professorin an der Hochschule für Musik und Tanz Köln in den Fächern Blockflöte und Kammermusik.
Eva Zöllner studierte in Köln und Kopenhagen. Sie zählt zu den aktivsten Akkordeonistinnen ihrer Generation und widmet sich mit Leidenschaft der zeitgenössischen Musik. Als international gefragte Künstlerin präsentiert sie Projekte, die von experimentellen Solo-Performances bis zur Zusammenarbeit mit namhaften Orchestern reichen. Konzertreisen führten sie auf alle Kontinente. Die Zusammenarbeit mit Komponist:innen auf der ganzen Welt ist ein wichtiger Aspekt ihrer Arbeit. 2021 erschien ihr Buch „Komponieren für Akkordeon“. Im September 2023 legte sie ihre Solo-CD „voces, señales“ vor. Eva Zöllner lebt im Westerwald und ist oft auf Reisen, um ihr Instrument in unterschiedlichsten Kontexten und Kulturen zu erkunden.
Im Jahr 2008 ließ sich die iranisch-kanadische Sängerin, Komponistin und Multiinstrumentalistin Golnar Shahyar in Wien nieder und begann an der Universität für Musik und darstellende Kunst Gesang und Gitarre zu studieren. In der Wiener Musikszene vollzog sich gerade ein Generationswechsel: Die traditionalistische Denkweise begann zu bröckeln und wich allmählich einem verstärkten Interesse an Experimenten und der Überwindung alter ästhetischer und kultureller Grenzen. Golnars musikalische Bestrebungen und ihre Leidenschaft für soziale Gerechtigkeit fielen auf fruchtbaren Boden. Schnell machte sie sich einen Namen, und ist heute weithin bekannt als eine der versiertesten Vokalkünstlerinnen in der europäischen zeitgenössischen und improvisierten Musik. Ihre Musik ist von der Tradition geprägt und doch völlig eigenständig.
Anıl Eraslan, 1981 in der Türkei geboren, studierte klassische und neue Musik, Jazz und Improvisation am Konservatorium Straßburg, Frankreich. Zwischen 2012 und 2015 war er Artist-in-Residence an verschiedenen Instituten in Berlin, New York und Straßburg. Mit seinem ersten Soloalbum Absorb nahm er an vielen Festivals in Europa teil. Anıl Eraslan spielt mit Ensembles wie Klub Demboh, Ap Lla, Trickster Orchestra, Eponj, ‘H’, Sousta Politiki und mit vielen internationalen Musiker:innen. Zusätzlich zu seinen musikalischen Projekten arbeitet er auch als Filmemacher. Anıl Eraslan war von Februar bis September 2020 Stipendiat der Kulturakademie Tarabya.
Antonis Anissegos lebt seit 1998 als Komponist, Pianist und Elektronischer Musiker in Berlin. Von 1992-1997 studierte er Komposition und Jazzklavier an den Musikhochschulen Wien und Köln (1997 Kompositionsdiplom). 1998-2002 war er Meisterschüler bei W. Zimmermann an der UdK Berlin. Er arbeitete mit der Geigerin Biliana Voutchkova, der Theatergruppe “Werkgruppe 2” und dem Ensemble Adapter zusammen. Seit 2006 tritt er mit der Butoh-Tänzerin Yuko Kaseki im Duo KAYA auf. Mit der Videokünstlerin und Performerin Erika Matsunami arbeitete er bis 2009 als Duo OIO u.a. in Berlin, Wuppertal, Venedig (Biennale) und Seoul (Exis Festival). Er wurde mehrfach vom Berliner Kultursenat ausgezeichnet. In 2000 gewann er den 1. Preis beim Kompositionswettbewerb der Neuköllner Oper Berlin, in 2002 den Kompositionspreis des Berliner Kultursenats. Seine Solo-, Kammermusik-, Orchester- und Bühnenwerke wurden in ganz Europa aufgeführt, u.a. vom Staatlichen Orchester Thessaloniki, Philharmonic Chamber Orchestra Brasov und der Württembergischen Philharmonie.
Carl Ludwig Hübsch Komponiert für kleine und große Besetzungen Improvisierter oder Neuer Musik. Ist als Tubist ein im In- und Ausland gefragter Interpret. Spielte Konzerte Improvisierter-, Neuer- oder jazzartiger Musik mit bekannten Meistern dieser Genres. Zahlreiche Radio- und CD-Produktionen sowie Theatermusikkompositionen. Konzertreisen fast überallhin. Stipendien in der Schweiz und in den USA. Preisträger des “Jazzpott” (Essen), SWR New JazzMeeting 2012, Komponist Einsiedler Welttheater 2013, Erfinder und Kurator der Plattform Nicht Dokumentierter Ereignisse. Aktuell (Auswahl): Hübsch’s LDOU: Hübsch/Schubert/Wierbos, hübsch acht: Oktett, Lehn/Hübsch/Zoubek/Hautzinger, Trio Huebsch/Blonk/Van Bebber, Ensemble X, Multiple Joy[ce] Orchestra, Solokonzerte.
Mahan Mirarab wuchs in Teheran/Iran auf und lebt in Wien. Wer ihn auf seiner Doppelhals-Gitarre spielen hört, versteht die ehrliche Sprache, die er in seiner Musik spricht. Europäische Elemente der Kammermusik verbinden sich mit zeitgenössischen Formen des Jazz. Sie eröffnen eine Neuinterpretation der klassischen iranischen Musik, als ob Mozart mit mikrotonalen Maqam-Melodien spielte. Mirarab repräsentiert eine Generation junger Musiker*Innen mit Migrationshintergrund in Europa, die sich für mehr Vielfalt in Bezug auf Qualität, Dialog und Kreativität einsetzen. Er möchte durch die Musik ein neues Narrativ in Bezug auf die Kulturen des Nahen Ostens und den Jazz schaffen. Dabei ist es ihm gelungen, seinen komplexen und doch zugänglichen Stil und eine einzigartige Mischung aus Rhythmen und Harmonien zu entwickeln.
1979 in Hokkaido, Japan, geboren begann Rie Watanabe 1999 ihr Schlagzeugstudium an der National University of Fine Arts and Music (Tokyo) und 2005-2011 studierte sie an der Hochschule für Musik in Karlsruhe. Von 1999 bis 2005 war sie Mitglied des herausragenden Ching-Dong Orchester “chantiki tornade” in Tokio unter der Leitung des Komponisten Yuya Honda. Seit 2003 ist sie Mitglied des Ensembles für Neue Musik “Ensemble Bois ” in Tokio unter der Leitung des Komponisten Takeo Hoshiya. Aushilfstätigkeiten führten sie zu verschiedenen Ensembles und Orchestern wie der Musikfabrik Köln, dem Klangforum Wien u.a. Sie trat als Kammermusikerin und Solistin außerdem bei verschiedenen internationalen Musikfestivals auf, wie zum Beispiel bei den Wittener Musiktage für Neue Kammermusik (Witten), dem Festival “Piano+ ” (Karlsruhe), der Klangwerkstatt (Berlin), dem Festival “SINKRO” (Vitoria), dem elektronischen Musikfest “dBâle” (Basel), dem ICMC (Belfast).
Shiau-Shiuan Hung ist eine taiwanesische Schlagzeugerin der Neuen Musik mit Lebensmittelpunkt in Köln. Sie beschäftigt sich intensiv mit zeitgenössischem Repertoire für Schlagzeug und arbeitete in diesem Zusammenhang bereits mit Komponisten wie Pierluigi Billone, Mark Andre, Marco Momi, Peter Ablinger und Hans Thomalla, Michael Edwards. Neben ihrer Tätigkeit als Interpretin zeitgenössischer Musik, u.a. mit ihrem Ensemble Trio Abstrakt, arbeitet sie ebenfalls in Kontexten experimenteller Musik als Improvisatorin. Sie studierte Schlagzeug an der Nationalen Chiayi Universität in Taiwan und setzte anschließend ihre Studien an der Folkwang Universität der Künste in Essen fort. Im Anschluss daran studierte sie ebendort Neue Musik im Master bei Prof. Barbara Maurer. Weitere Impulse erhielt sie unter anderem bei Christian Dierstein, Françoise Rivalland, Dirk Rothbrust & Håkon Stene. Sie konzertierte auf Festivals wie der Ruhrtriennale, dem NOW! Festival u.a. in der Philharmonie Essen, IMD Darmstadt, IMPULS! Graz. Sie ist Preisträgerin der Internationalen Stockhausen-Kurse Kürten und derzeit Stipendiatin des InSzene-Programms von Podium Gegenwart des Deutschen Musikrats.